STRAFIONON FLUBUPAXIS
Ein Duett-Gedicht
Ein Duett-Gedicht
© Kai S. Guenzel
Da sitzt einer im Mondeslicht
im Wald herum und sieht mich nicht.
Aus seinem Kopf ragen Antennen,
auf denen grüne Lämpchen brennen.
Bleib‘ ich stehen? Geh‘ ich weiter?…
Mich tot zu stell’n wär‘ doch gescheiter.
Ein kleiner Zweig – ich trat darauf,
versehentlich! Er schreckte auf…:
„Was tun Sie hier, zu dieser Stunde?“
Spazieren! Hi! Bin Kunigunde,
und Sie sind…?“
„Strafionon Flubupaxis
aus der Tyrius-Galaxis.“
„So weit gereist? Warum denn nur?“
„Nun, mich begeistert die Natur
auf diesem, eurem Prachtplaneten!
Auf uns’rem muss man sie sich kneten.“
„Kneten?? Und woraus? Warum?“
„Aus Lehm. Mehr gibt’s nicht.“
„Hmm, zu dumm.“
„Einst sah’s bei uns aus, wie auf Erden,
doch dann häuften sich Beschwerden:
Es müsse Platz geschaffen werden
für dies und das, bis man erkannte:
von der Natur blieb nur noch Pampe.“
„Und wenn Sie ein paar Bäume raffen
und heimlich in Ihr Ufo schaffen?“
„Sie fehlten euch im Walde dann…!“
„Gleich morgen pflanz‘ ich neue an!“
„Wie könnt‘ ich danken?“
„Das ist leicht:
Ein Foto vom Planeten reicht.“
„Von meinem, mit der Pampe?“
„Genau! Das reicht mir schon als Danke.
Versenden Sie’s als Hologramm,
als Warnung, was passieren kann
an die Menschen meiner Welt,
auf das bei uns der Groschen fällt.“
„Dann pack ich’s mal!“
„Ja, gute Reise!
Nur sind’s beim Abflug bitte leise!
Und starten’s besser ohne Licht,
weil: manche mögen Aliens nicht.“
„Ach was? Im Ernst? Das ist ja schade.“
„Weil…?“
„Ich aufgerüstet habe!
Auspuff, Lampen… lange Liste,
herrlich, wie sie röhrt, die Kiste.“
„Darf ich’s hörn, Herr Flubupaxis,
aus der Tyrius-Galaxis?“
„Ich lad‘ Sie ein, auch mitzufliegen!
Kann ich Kinder von Ihn‘ kriegen…?“
„Sie hätten, ach, wie soll ich’s nennen…“
„Am Kopf grün leuchtende Antennen?
Meine Neugier ist entbrannt!
Starten wir am Waldesrand!“
© Kai S. Guenzel
Wenn ebenmäßig deine Züge
und glattgeschliffen wär‘ dein Wort,
wenn keine Ecken, Kanten blieben –
Ich glaub‘, dann wär‘ ich lange fort.
Ich liebe deine kleinen Macken,
die zarte Falte um den Mund,
und deinen Leberfleck im Nacken,
im linken Aug‘ den kleinen Punkt.
Sogar im Haar die weiße Strähne,
wo kam sie her? – Man weiß es nicht.
Verzeih‘ mir, dass ich sie erwähne;
so schön umrahmt sie dein Gesicht.
Ja, lass mir deine kleinen Makel.
Sie sind, was dich besonders macht.
Hättst du sie nicht, wär’s ein Debakel.
Ich mag sie sehr, drum gib drauf Acht.
© Kai S. Guenzel
Noch immer stell‘ ich mir vor wie es damals
gewesen wäre, wenn du oder ich
versäumt hätten, jene Stunde zu nutzen,
die mehr als nur eine Nacht war für mich.
Noch immer stell‘ ich mir vor wie dein Leib sich
an mich presste, als es darum ging,
die Stunde der Stunden zu nutzen und ich dich
mit meinen bebenden Lenden umfing.
Ich stelle mir vor, wie es wär‘ deinen Atem
nur flüchtig zu spüren. Nur flüchtig, nicht ganz.
Ich lieb‘ dich von Herzen – mehr kann ich nicht sagen.
Schau‘ in meine Augen! Und sieh‘ ihren Glanz.
© Kai S. Guenzel
Auftragsarbeit für: „Erotische Märchen“, Berlin
Ich will niemals wissen wie es wär‘, wenn dein Leib sich
nicht an mich schmiegte zu später Stund‘.
Und ich will niemals wissen wie es wär‘, nicht zu küssen
den deinen, ach, so verlockenden Mund.
Ich will niemals wissen wie es wär‘, deinen Atem
nur flüchtig zu spüren und nicht ganz und gar.
Deine funkelnden Augen, die zur Liebe so taugen
sind mein Leben, mein Alles, ja, das ist wahr!
Nur dies muss ich wissen – hör‘ mal kurz auf, zu küssen –
Es ist folgende Frage, um die es mir geht:
Warum hast du beim Schmusen mich vom Bauch bis zum Busen
mit Bildern von Mister George Clooney beklebt…?
Ach, sei’s drum, küss weiter. Es ist wohl gescheiter
nicht allzusehr ins Detail zu geh’n.
Ich liebe dich trotzdem. Im Übrigen: hast du
hinter dir das Plakat von Shakira gesehn?
© Kai S. Guenzel
Auftragsarbeit für: „Erotische Märchen“, Berlin
In der Rue de l’amour, am Rande der Stadt,
dort wünsch‘ ich uns beiden ein sündiges Bett.
Dort küssen wir uns, dort gibts Sehnsuchtsrabatt,
dort machen wir all das Verlorene wett.
Denn dort zieh‘ ich dir die Kleider vom Leibe,
in der Rue de l’amour, am Rande der Stadt.
Es ist für uns beide die einzige Bleibe,
die dich und mich zu beherbergen hat.
Dort kose ich dich täglich für eine Stunde.
Genügt sie uns nicht, gönnen wir uns halt zwei.
Nicht immer liegt nur dein Mund mir am Munde,
und wird die Zeit knapp, tja, dann nehm‘ wir uns frei.
Wenn du aber fragst: ‚Warum Rue de l’amour? –
ich liebe dich hier, gleich und jetzt!‘
Bedenke dabei deine Mutter nur,
die pünktlich ihr Ohr an der Rigipswand wetzt.
Denn so wie sich Katze und Kater umschmeicheln
und sie, wenn er zubeißt, vor Wonne miaut,
klingt unser Konzert nicht für jeden wie streicheln –
in der Rue de l’amour fragt keiner ‚wie laut.‘
© Kai S. Guenzel
Auftragsarbeit für: „Erotische Märchen“, Berlin
Der Steuermann tot, der Käpt’n betrunken,
das Schiff nicht zu retten, Schlagseite, und unten
barst das Zwischendeck, doch wir nutzten die Zeit
an der Reling des Bugs und war’n fast soweit… –
Und von achtern schlug der Klabautermann
die Schiffsglocke und dachte mitnichten daran,
die plötzlich entfesselten Urgewalten
auch nur ansatzweise zurückzuhalten.
Ein Stoß erschütterte dich und von mir
verschwand mein bestes Stück in dir.
Die Planken geflutet, kein Kompass an Bord –
spülte uns eine heiße Welle hinfort.
Wir trieben im Meer Arm in Arm, und ich weiß noch,
wie das Telefon klingelt: „Hallo, ich bin’s, Kurt Leisloch! –
Ihre Schiffsglocken, baumeln vom Fensterbrett.
Könn‘ Se die nicht mal reinnehm‘? Das wär‘ wirklich nett.“
„Oh, entschuldigen Sie, Herr Leisloch, wir dachten,
wenn mein Schatz und ich es auf’m Küchentisch machten,
wär’n Se nicht so genervt, vom Quietschen der Federn,
die sonst für gewöhnlich ihre Nerven zerfledern.
Doch es stimmt schon: der Tisch steht dem Fenster zu nah –
Meine Liebste hängt vornüber nach draußen, und sah
nicht, dass Sie von unten nach oben blickten,
in dem Augenblick, wo wir uns liebten.
Wir werden sofort diesen Zustand beheben
und hoffen, Sie können dann ruhiger leben.“
Herr Leisloch war dankbar, Herr Leisloch war froh
Und sagte uns noch: „Wissen Se, das ist so:
Wenn Se weiter am Fenster Titanics versenken,
will mein Frauchen dasselbe – ich mag gar nicht dran denken!“
Wir wünschten ‚gut‘ Nacht‘, legten auf, sah’n uns an –
Ein Blick, ein Gedanke, gingen ins Bad, und dann
drehten wir das Wasser und das Grammophon an,
denn von achtern kam der Klabautermann…
© Kai S. Guenzel
Ach, ich hätte so gern am Strand dich getroffen,
und hätte mich an deinen Lippen besoffen.
Ich hätte, wenn’s ging, dir ans Herz das gelegt,
das nur Wenige seh’n – doch dann war es zu spät…
Zu spät weil du sagtest, du müssest nach Hause,
um dich schnell zu duschen, mit der Warmwasserbrause.
„Bleib hier!“, flehte ich, „Oder nimm mich zu dir!
Oder willst du, dass ich samt Intimschmuck erfrier‘?“
Ach, ich hätt‘ ja so gern in den Kieseln gewühlt,
und du hättest sie an deinem Popo gefühlt,
ich hätte so gern… – mal davor, mal dahinter… –
Doch der Sommer war weit. Kurzum: es war Winter.
Doch du nahmst mich, du nahmst mich…, mit zu dir, mit nach Hause,
und wir polterten unter die Warmwasserbrause.
Wir liebten uns bis in die Morgenstunden,
bis der Hausmeister kam, und unumwunden
erklärte, es sei nun des Spaßes Schluss,
weil er uns das Wasser kurz mal abdrehen muss.
Ich widme dir, Liebste, dieses Gedicht,
obwohl es erfunden ist – oder auch nicht?
Ob Herbst ist, ob Winter, ob Sommerpause –
Ich liebe dich und deine Warmwasserbrause.
© Kai S. Guenzel
Auftragsarbeit für: „Erotische Märchen“, Berlin
Verruchte Gestalten dringen aus den Gemächern.
Auch wir huschen schattengleich durch diese Nacht.
Und verschwinden fast lautlos hinter einer der Türen,
die heute kein Sterblicher für uns bewacht.
Verruchte Gestalten dringen aus den Gemächern
jener Stadt, die für uns unser Liebesnest war.
Wir rieben uns wolllüstig, bar jeder Sünden,
wir waren erschöpft, und der Sehnsucht so nah.
Verruchte Gestalten tanzen mit uns im Reigen.
Sie reißen uns mit, und du schmiegst dich an mich
erst zärtlich, dann fordernd, dann schamlos und treibend –
So frei und behände kannte ich dich noch nicht.
Doch plötzlich entfloh’n die verruchten Gestalten,
denn du rüttelst mich wach: „Schatz, was hast du geträumt? –
Was du träumtest, will ich auch, und sei’s noch so verdorben!
Lass‘ uns lieben, denn dann haben wir nichts versäumt!“
© Kai S. Guenzel
Ich sehe dich an und mein Atem streicht dir
über Lippen hinweg bis in and’res Revier.
Wie ein Seepferdchen regst du dich an mir und schaust
mich an und tust, was du sonst dich nicht traust.
Dafür liebe ich dich, dafür gebe ich dir
mein Herz, den Verstand – auch wenn ich ihn verlier‘.
Wie ein Seepferdchen regst du dich an mir. Ich denk‘:
dich zu lieben ist wirklich das größte Geschenk.
Lass uns für immer zwei Seepferdchen sein.
Verrückt nacheinander und niemals allein.
Sieh mich an, reg‘ dich an mir, und dann tauchen wir
hinab, halt mich fest, dass ich dich nicht verlier‘.
© Kai S. Guenzel
Auftragsarbeit für: „Erotische Märchen“, Berlin
Der Ort ist geheim. Keiner weiß davon.
Du spielst die Magd, und ich spiel‘ den Don.
Und über uns hängt ein goldener Lüster.
Er wacht über unserem Liebesgeflüster.
Doch was heißt ‚Geflüster’… dein Lustschrei der Nacht
lässt alle erbeben, alle sind aufgewacht –
Alle Katzen, alle Nachbarn, und keiner kommt davon.
Denn du spielst die Magd, und ich spiel‘ den Don.
Und wir hissen die Flagge der Liebesfreibeuter.
Wir stechen in See ohne Absolution;
Die Beute sind wir, und es gibt kein Gemeuter,
nur den Lüster und uns, die Magd und den Don.
Und wenn du jetzt denkst: ‚Ich brauch‘ keinen Lüster!
Ich will doch nur eines: Dein Liebesgeflüster! –
keine Magd, keinen Don, nein, ich will es wie immer!‘ –
Na, dann tun wir’s, ganz kuschlig, im Kerzenschimmer.
© Kai S. Guenzel
Auftragsarbeit für: „Erotische Märchen“, Berlin
Der Ort war geheim. Keiner wusste davon.
Du spieltest die Magd und ich gab den Don.
Und über uns hing dieser goldene Lüster –
er leuchtete und verschlang dein Geflüster.
Doch was heißt ‚Geflüster‘?! – Dein Lustschrei der Nacht
ließ alle erbeben, alle sind aufgewacht:
Alle Katzen, alle Nachbarn, und keiner kam davon.
Denn du spieltest die Magd, und ich gab den Don.
Und wir hissten die Flagge der Liebesfreibeuter,
wir stachen in See ohne Absolution.
Die Beute war’n wir und es gab kein Gemeuter,
nur den Lüster und uns: die Magd und den Don.
Ich weiß noch, als wir damals zum letzten Male
uns unter ihm liebten, dem Schutzpatron –
Er leuchtete auf, als wolle er sagen:
Spielt für mich noch einmal die Magd und den Don.
Auch heute noch hängt dieser goldene Lüster
als Zeichen der Liebe an jenem Ort,
und verschlingt, so wie damals, das Liebesgeflüster –
nicht unsres, nein andres, denn wir gingen fort.
Doch schenkten wir uns einen Apfelbaum,
den geben wir nie wieder her;
mit Zweigen, gebogen als Lüstertraum –
Ich lieb‘ dich wie damals, nein, ich lieb dich noch mehr!
© Kai S. Guenzel
Es gibt etwas, das ich dir sagen will:
Mein Herz schlägt für dich. Manchmal laut, manchmal still.
Ja, du bist mein Liebstes, mein Sternchen der Welt,
das ich fange und kose, wenn es einmal hinfällt.
Denn ich lieb‘ dich von Herzen, wenn ein Tag neu beginnt.
Und ich liebe dich auch, wenn er einfach verrinnt.
Manchmal lieb‘ ich zu früh und zuweilen zu spät.
Und ich liebe es, wenn uns die Liebe verrät.
Zum Beispiel verrät sie uns, wenn wir flanieren
und auf einem Bein stehend, das Küssen probieren.
Oder wenn meine Hand dir den Nacken so krault,
dass du gickerst und auflachst bis jeder hinschaut.
Oder wenn wir versuchen, im strömenden Regen
einen Tropfen zu jagen, ihn fangen, erlegen,
mit dem Mund, und stell’n fest, dass, wenn wir ihn erhaschen
unsre Lippen sich treffen, weil wir denselben vernaschen.
Und liegen wir nachts – den Blick zu den Sternen –
auf der Wiese und spielen mit Haselnusskernen,
die über die Brust in den Bauchnabel kullern,
dann könnten wir uns vor Lachen bestrullern,
da unweit von uns ein Ehepaar flucht:
‘das sei unerhört!‘, und das Weite sucht.
Doch wir schmusen uns durch die Galaxis und sagen:
Hallo Welt, alles klar? Noch weitere Fragen?
Und was ich dir damit sagen will:
Mein Herz schlägt für dich, manchmal laut, manchmal still.
Ja, du bist mein Liebstes, mein Sternchen der Welt,
das ich fange und kose, wenn es einmal hinfällt.
© Kai S. Guenzel
Liebste! Schau mich an und flüst’re mir
ins Ohr, dass du mich liebst und dann
breite aus, der Sehnsucht Arme
und schließ‘ sie um mich, deinen Mann.
Liebste! Komm und küsse mich!
Doch nein, nein warte! Tu‘ es später –
Zu viele Menschen schau’n grad zu.
Ich hör schon ihr Gezeter.
Schenk‘ mir ein Lächeln, das ist besser.
Zumindest hier und im Moment.
Kein Neider wetzt dann seine Messer.
Nun lächle doch nicht so verklemmt!
Verstörung dringt aus deinen Augen!?
Sagt‘ ich was Falsches? Liebste, sprich!
„Mein Bester, darf ich offen sein? –
Denk‘ einfach nur an dich und mich!
Denn was kann uns denn schon passieren?
Komm reiche deine Lippen mir.
Vielleicht wird man gar applaudieren,
Und tut’s uns nach, und knutscht wie wir.“